Das zahl’ ich dir heim!…
Stell dir einmal vor, du machst dir eine Liste mit allen Leuten, die dich dieses Jahr schon wieder genervt, runtergezogen, verletzt, bloßgestellt, ausgelacht, im Stich gelassen, … oder sonst irgendwie verärgert haben. Würdest du einigen dieser Leute gern „heimzahlen“, was sie dir angetan haben? Fühlst du bei manchen dieser Leute sogar regelrechten Zorn oder Hass? Denkst du, dass sich irgendeine Art der „Rache“ richtig gut, befreiend und befriedigend anfühlen würde? Schließlich wärst du doch im Recht, oder?
Im Kino läuft gerade der Film “Django Unchained”. Er stammt vom Regisseur Quentin Tarantino – u.a. bekannt durch Filme wie “Kill Bill” oder “Inglourious Basterds”. Alle diese Filme haben eines gemeinsam: Es wird blutige Rache geübt.
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Man muss diese Filme mit ihrer übertriebenen Gewalt nicht gut finden. Zwei Dinge muss man Tarantino allerdings zugestehen:
1. Er kennt den Sinn für Gerechtigkeit, der in uns Menschen steckt, sehr gut und weiß damit zu spielen.
2. Er schafft es, dass sich viele mit den grausamen Helden des Films identifizieren können und es angemessen, gerecht und gut finden, dass „die Bösen“ zur Strafe blutig abgeschlachtet werden.
Was zeigt uns das über unseren Sinn für Gerechtigkeit, wenn wir einmal darüber nachdenken? Sollten wir auf diese Stimme in uns hören, die sagt: „Willst du das einfach so auf dir beruhen lassen, was sie dir angetan hat?“ oder: „Zahl’s ihm heim – er hat es verdient!“? Hoffentlich hat keiner unter euch schon einmal darüber nachgedacht, um sich zu schießen. Aber was ist mit den kleinen Rachefeldzügen des Alltags?
Paulus sagt den römischen Christen im Auftrag Gottes einmal:
Vergeltet anderen Menschen nicht Böses mit Bösem, sondern bemüht euch allen gegenüber um das Gute. Tragt euren Teil dazu bei, mit anderen in Frieden zu leben, so weit es möglich ist! Liebe Freunde, rächt euch niemals selbst, sondern überlasst die Rache dem Zorn Gottes. (Römerbrief, Kapitel 12, Verse 17-19)
Das ist irgendwie das Gegenteil von dem, auf was wir Lust haben. Und es ist oft auch das Gegenteil davon, wie wir mit unseren Mitmenschen zusammen leben, oder?
Das Hauptproblem mit unserem Sinn für Gerechtigkeit ist, dass wir ihn zu selten auf uns anwenden. Und dabei sind wir vor Gott alle gleich böse und verloren (vgl. Psalm 14,2+3). Wir hören das gar nicht gern. Wollen es nicht wahrhaben. Aber wir alle verdienen für unser unvollkommenes Leben Strafe. Für Gott klebt an unseren Händen genau so viel Blut, wie bei den schlimmsten Verbrechern (im Film oder in echt). Und Gott wird sich rächen – mit dem Unterschied, dass seine Rache viel folgenschwerer, aber gleichzeitig wirklich gerecht ist.
Ob wir es hören wollen oder nicht: Gott stellt sich uns so – als der gerechte Richter und Rächer – in der Bibel vor, aber nicht nur so. Gott ist auch und viel lieber (!) gnädiger Vater. Darum gibt Gott allen Menschen eine Möglichkeit, wie sie ihrer Strafe entgehen können: Jesus (vgl. Römer 3,25). Statt uns, seine Feinde, grausam zu töten, lässt Gott seinen Sohn hinrichten. All das, damit er alle, die an Jesus glauben verschonen kann – für sie wurde ja schon „bezahlt“. Aber das ist noch nicht alles: Gott will alle, die auf ihn vertrauen, tatsächlich verändern. Gott schenkt ihnen die Fähigkeit und die Kraft, „Gutes“ zu tun. So – und nur so – ist es möglich, dass wir z.B. nicht Böses mit Bösem vergelten wollen, sondern vergeben und Frieden halten können (s.o.). Das wird uns an keinem Tag in diesem Leben vollkommen gelingen. Aber weil Gott uns so sehr liebt, will er uns jeden Tag wieder neu unser Versagen vergeben. Uns Kraft und Freude schenken zu einem Leben, das andere behandelt, wie er uns behandelt. Amen.
(Zur Diskussion: Was tust du, wenn Zorn in dir aufsteigt und du lieber um dich schlagen würdest, statt Frieden zu halten? Findest du den Gedanken tröstlich oder erschreckend, dass Gott sich eines Tages an deiner Stelle an deinen “Feinden” rächen wird? Hast du Fragen, oder hilfreiche Gedanken und Anmerkungen?)